Die Tierheime sind komplett überlastet. Durch die steigenden Kosten wird das Problem noch viel größer werden.
Gestern haben Jörn Puhle, Mitglied der Lübecker Bürgerschaft und Kreisvorsitzender der SPD-Lübeck, und ich ein Gespräch mit dem Deutschen Tierschutzbund LV Schleswig-Holstein im Tierheim Lübeck geführt. Die Lage ist wirklich dramatisch und die Gründe dafür vielfältig. Tiere werden als Konsumgüter verstanden und die Erwartungshaltung der Menschen an Ihre Haustiere sind sehr hoch. Passt jedoch ein Tier nicht mehr in die derzeitige Lebenssituation, ist schwierig zu händeln oder einfach zu teuer, soll es schnell wieder abgegeben werden. So gibt es auch im Lübecker Tierheim immer mehr Abgaben als Anfragen, so die Leiterin des Lübecker Tierheims, Elena Cujic. Sie beschreibt die Lage als eine Katastrophe. „Wir wollen helfen, aber verfügen über keine Kapazitäten mehr. Über 100 Hunde stehen momentan auf der Warteliste“, beschreibt die Leiterin die Situation. Das Lübecker Tierheim ist damit nicht allein.
Aber auch der stark zugenommene Online-Handel verschärft die Situation in den Tierheimen weiter. Hier werden oft kranke und verhaltensauffällige Tier erworben, von denen sich dann die Besitzer nach kurzer Zeit wieder trennen. Der Import und Online-Handel sollten gestoppt und reglementiert werden. Hier wünscht sich die Vorsitzende Deutscher Tierschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein e.V., Ellen Kloth, ein größeres Bewusstsein in der Gesellschaft, welche Aufgaben, Ausgaben und Pflichten mit einer Tierhaltung übernommen werden.
Immer größere Ausmaße nimmt auch die Versorgung der Wildtiere an, zum einen, weil sich zum Beispiel die Igel keinen Winterspeck mehr wegen fehlender Nahrungsquellen anfressen können, oder weil wir Menschen, wegen falsch verstandener Tierliebe Jungvögel einsammeln und sie ins Tierheim bringen. Die Versorgung der Wildtiere erfolgt komplett ehrenamtlich. Fachkräftemangel herrscht auch im Tierheim und nun müssen immer mehr ehrenamtliche Tätigkeiten von den Pfleger:innen geleistet werden.
Aber auch die steigenden Energiekosten, die Inflation und die Erhöhung der GOT der Tierärzte ab Oktober werden die Tierheime sowie die Tierbesitzer vor weitere finanzielle Probleme stellen.
Ein großer Runder Tisch zwischen Bund, Land und Kommunen muss diese vielfältigen Themen unbedingt erörtern und Lösungen erarbeiten. Die SPD wird dieses Thema erneut aufgreifen.
Begeistert bin ich auch von der Kinder- und Jugendarbeit im Tierheim, die Susanne Tolkmit, 1. Vorsitzende des Tierheims, besonders am Herzen liegt. Hier lernen die jungen Menschen die Tiere kennen und erleben gemeinsam Tierschutz vor Ort. Missstände, zum Beispiel bei Kleintierhaltungen können aufgezeigt und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und diskutiert werden.
Immer wieder gibt es Gespräche und Besuche, die einen ganz besonders beeindrucken und zu Herzen gehen. Dies war gestern so. Ich möchte mich herzlich bei den Mitarbeitenden in den Tierheimen bedanken. Da wird wahrlich nicht Dienst nach Uhrzeit gemacht, da steht Leitung und Team auch nachts um 2 Uhr auf der Matte, wenn eine Schar von Welpen gebracht werden. Tiere bereichern unser Leben so sehr. Sie sind kein Spielzeug und sollten auch keine Waffe sein. Wenn da Einigkeit bestehen würde, wäre schon viel gewonnen.