Jedes Jahr freue ich mich immer wieder über die vielen interessierten Jugendlichen, die durch ein Praktikum im Landtag einen Einblick in den Politikalltag erhalten. Vor den Herbstferien begleitete mich Bennet aus Eutin zwei Wochen in Kiel und im Wahlkreis. Unter anderen haben wir uns auch in Gesprächen mit dem Thema Fracking auseinandergesetzt. Bennet hat hier einmal seine intensiven Gedanken über das Thema LNG zusammengefasst und berichtet über Vor- und Nachteile dieser Technologie.
Contra
- LNG (Flüssigerdgas) wird durch Fracking gewonnen und dies auch in Ländern wie z.B. den USA, die keine strengen Gesetze wie in Deutschland haben. LNG erfordert neue Bunker Anlagen, diese Infrastruktur gibt es in so gut wie keinem Hafen und müsste für viel Steuergeld geschaffen werden. LNG stößt immer noch Schadstoffe aus.
- Für die LNG-Aufnahme braucht es sehr komplexe Technik an Bord eines Schiffes. Schiffe, die mit LNG betrieben werden, lösen zwar vielleicht das Problem auf unseren heimischen Gewässern, allerdings werden die älteren Schiffe, wie es jetzt schon Praxis ist an andere Reedereien die in Ländern fahren, die nicht so strengen oder gar keine Gesetzte wie Deutschland oder die EU haben, verkauft.
- Das Geld sollte lieber in zukunftsweisendere Technologien gesteckt werden, da selbst Experten und die Reedereien sagen, dass es sich hierbei nur um eine Zwischenlösung handele und nicht um eine finale klimarettende, dies sieht man daran, dass Kreuzfahrtschiffe die jetzt mit LNG fahren auf Brennstoffzellen umrüstbar sind. Und auch daran, dass Werften und Reedereien schon an noch umweltfreundlicheren Technologien forschen. AIDA Cruises will bereits 2020/2021 Brennstoffzellen auf ihren Schiffen testen.
- Der Umbau von Kreuzfahrtschiffen auf LNG ist aufgrund der Größe der Tanks so komplex, dass bisher kein Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde. Bei Hybridtechniken ist dies allerdings anders, weshalb nur die Schiffe, die in den nächsten 5-10 Jahren gebaut werden jemals mit LNG fahren werden, da verschiedene Werften bereits an moderneren Technologien forschen und diese Technik im nächsten Jahrzehnt höchstwahrscheinlich auch verbauen werden und so nur ein kleiner Kreis von Schiffen auf die LNG- Technologie angewiesen sein wird. Hinzu kommt noch, dass Schiffe mit LNG-Antrieb, wie z.B. die AIDAnova, so gebaut wurden, dass man sie später mit geringem Aufwand auf sauberen Technologien wie Brennstoffzellen umrüsten kann, weshalb hier Anlagen entstehen, die zwar vieles wie z.B. Platz wegnehmen, gemessen aber daran wenig nützen und in der Zukunft überflüssig werden.
Pro
- LNG löst das Umweltproblem der Kreuzfahrtschiffe und der Containerschiffe. LNG schafft sehr viele Jobs in Deutschland bzw. sichert sie, da die Blaupause für diese Technik nur die Meyer Werft in Papenburg hat und bisher auch die einzige Werft ist, die ein LNG-Kreuzfahrtschiff gebaut hat. Durch Kreuzfahrtschiffe und Containerschiffe mit LNG-Antrieb entsteht eine umweltverträgliche Form des Tourismus und des Reisens, die sich für die Masse eignet und auch eine Transportform die für die Umwelt verträglich ist, dies könnte z.B. das Fliegen als Urlaubsform bzw. Transportflugzeuge z.T. überflüssig machen.
- Man sollte LNG auch als Zwischenlösung nehmen, da andere Technologien noch in der Forschung sind und es so noch ein paar Jahre dauern wird bis ein kommerziell genutztes Schiff gebaut bzw. geplant werden kann. Dies dauert nochmal ungefähr 4 Jahre. Oft baut erstmal nur eine Reederei und Aufträge von anderen Reedereien folgen erst ein paar Jahre später, wenn das Projekt erfolgreich ist. Diese Schiffe brauchen auch noch mal ca. 5 Jahre, da Schiffe von jeder Reederei anders geplant werden und die Technologie angepasst werden muss. Außerdem muss man beachten, dass die Auftragsbücher der Werften aktuell voll sind und man so auf den Baustart der verschiedenen Schiffe immer noch mehrere Jahre warten muss. Außerdem haben Werften ohne Öffentlichkeitsinteresse oft schon viele Jahre im Voraus angefangen zu forschen und so einen gewaltigen Vorsprung im Vergleich zu den vielen anderen Werften, die von vorne anfangen müssen und eine Werft bzw. Werftgruppe macht nur ein Bruchteil der weltweiten Kapazität aus.
- Städte und Häfen, die kein LNG anbieten wollen oder können, werden nur von Schiffen mit Schweröl angefahren oder bei schärferen Gesetzen oder bei Wiederstand in der Bevölkerung gar nicht mehr angefahren, dies wäre ein schwerer Schaden für die örtliche Wirtschaft und die Stadt. LNG ist für die Reedereien eine verträgliche Lösung, da diese immer noch kommerziell handeln müssen. Dieses Problem sieht man bei der Frage nach Landstromanschlüsse, welche durch den Einsatz von LNG überflüssig gemacht werden und gar nicht mit Steuermitteln gebaut werden müssten, da diese in so gut wie allen Häfen fehlen.
Fazit
LNG ist die Lösung für die großen Häfen, die etwas für das Klima machen wollen und nicht erst warten wollen bis Brennstoffzellen verfügbar sind. Die Lösung von einem LNG-Hochseebunkerschiff ist aus meiner Sicht die Sinnvollste, da hier nicht in jedem Hafen eine Bunkeranlage gebaut werden müsste, sondern nur in einem Hafen. Diese Lösung bietet sich in Deutschland aufgrund der geografischen Lage und der Verbindung beider Meere aufgrund des Nord-Ostsee-Kanals an. Diese Lösung erspart teure Bunkeranlagen in jedem Hafen. Mit dieser Lösung können Schiffe aufgrund der Sicherheit nur auf hoher See betankt werden. Außerdem müsste jeder Hafen Boote anschaffen, die zwar nicht hochseetauglich und somit günstiger sind, allerdings werden sie von jedem Hafen benötigt, da sonst an jedem Terminal ein LNG-Bunker vorgehalten werden müsste. Hier müsste man außerdem die hohen Sicherheitsvorschriften beachten. Man muss aber trotzdem gucken, wie sich das Thema weiterentwickelt und wie erfolgreich LNG und Brennstoffzellen sind. Dies ist vor allem wichtig für kleinere Häfen, wie Kiel oder Bremen. Hier sollte man mit den Reedereien zusammenarbeiten, ob sie überhaupt in den einzelnen Häfen ihre kleine LNG-Flotte stationieren möchte und auf welche Technik in der Zukunft gesetzt wird.
